St. Peter und Paul Oberweimar

Robert Neuwirt
St. Peter und Paul Oberweimar

Beschreibung


Kirche St. Peter und Paul

Die Kirche St. Peter und Paul in Oberweimar ist vermutlich die älteste unter den Kirchen Weimars. Sie geht auf die Klosterkirche eines früheren Frauenklosters in Oberweimar zurück.

Bereits seit den Anfängen der Kirchenorganisation des Thüringer Gebietes im 8. und 9. Jahrhundert hat hier wohl eine Siedlung bestanden, die auch bereits eine Kirche besaß. Zwischen 1242 und 1244 gründeten die Grafen von Orlamünde - zu deren Herrschaft zwischen 1170 und 1372 die Gegend um Weimar zählte - in Oberweimar ein Kloster, das für sie als Hauskloster und Grablege fungieren sollte.

Urkundlich ist ein Zisterzienserinnenkloster in Oberweimar erstmals 1244 in einer Schenkungsurkunde des Mainzer Bischofs Siegfried III. erwähnt. Bereits aus dem Jahre 1247 liegt eine Urkunde von Papst Innozenz IV. vor, die allen Gläubigen der Mainzer Diözese einen vierzigtägigen Ablass für Spenden für die Oberweimarer Kirche versprach. In den Jahren 1248 bis 1283 wurde die Kirche erbaut. Eine Bischofsurkunde bezeugt, dass die Kirche am 11. August 1281 den Heiligen Petrus und Paulus geweiht worden ist.

Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts war Oberweimar Sitz eines Erzpriesters in Verbindung mit dem Kloster. Allerdings verloren nach 1346 die Grafen von Orlamünde ihre Selbständigkeit, so dass seit 1372 Oberweimar unter die Herrschaft der Wettiner gehörte. Das Zisterzienserinnenkloster wurde durch Schenkungen vermögend und hatte in vielen Orten der Umgebung Besitzungen. Anstelle der ersten Klosterkirche errichtete das Kloster ein neues Gotteshaus, das 1361 vollendet war. Von daher stammt der heutige Saalbau. Zwischen 1514 und 1517 ließ die letzte Äbtissin für 300 Gulden einen Turm über den Papierbach bauen, der bis heute eine Besonderheit der Oberweimarer Kirche darstellt. Das Oberweimarer Kloster wurde noch einmal 1524 durch eine Flugschrift Martin Luthers bekannt, in der Luther über die Oberweimarer Nonne Florentina schrieb.

Das Kloster wurde aber im Zuge der Reformation bereits 1525 aufgelöst. Ein evangelischer Pfarrer übernahm die Gemeinde, die Klosterkirche wurde evangelische Pfarrkirche. Das Propsteigebäude wurde Pfarrhaus und das große, angrenzende Klostergut kurfürstliches Kammergut der Ernestiner. Von den 26 Nonnen blieben sechs mit Versorgungsrecht in den klösterlichen Gebäuden. Die berühmte "Thüringer Sintflut" im Jahr 1613 hinterließ auch an den kirchlichen Gebäuden in Oberweimar Schäden.

Stärkere Veränderungen an der Kirche gab es im 18. Jahrhundert, als 1733 unter der Aufsicht von des herzoglichen Landbaumeisters Johann Adolf Richter das heutige Mansarddach, das hölzerne Tonnengewölbe errichtet und die barocke Innenausstattung eingefügt wurde. Erst im Jahre 1898 wurde die Kirche erneut unter der Leitung von Baurat Wilhelm Wittchen renoviert und instandgesetzt. Dabei wurden auch die Fresken der heiligen Ursula und des heiligen Antonius freigelegt, die jetzt im Altarraum zu sehen sind.

In den Jahren 1940 und 1983-1985 wurde jeweils das Kirchendach neu gedeckt. 1902, 1929 und 1958 wurden die Glocken erneuert. Eine Innenerneuerung erfolgte 1985 unter Leitung des Restaurators Horst Jährling, dabei wurden an der Chorwand ein Weihekreuz freigelegt. Zuletzt wurde die Kirche seit 2004 umfassend renoviert, u. a. wurden der Fußboden, die Beleuchtung und die gesamte Elektrik der Kirche erneuert.

Nachdem das Gut nach 1945 in den Besitz einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft übergegangen war, hat in jüngster Zeit die Freie Waldorfschule Weimar den alten Kornspeicher und andere Gebäude aus dem Klosterkomplex für ihre Schule erworben. Der imposante Kirchenbau aber mit seinem dreiseitigem Chorabschluss, den zum Teil noch erhaltenen gotischen Fenstern, dem barockem Mansardendach und einem schieferbekrönten Westturm bestimmt bis heute den Ortskern von Oberweimar.