13.07.2021
Gedenken an Pfarrer Paul Schneider, Otto Neururer und den Kirchenjuristen Martin Gauger

Ökumenischer Gottesdienst auf dem Appellplatz in Buchenwald Am kommenden Sonntag (18. Juli) wird in Weimar mit einem ökumenischen Gottesdienst an den 82. Jahrestag der Ermordung des Pfarrers Paul Schneider erinnert. Beginn ist um 14.00 Uhr auf dem Appellplatz der Gedenkstätte Buchenwald. Die Predigt hält Björn Mensing, Historiker und Pfarrer an der KZ-Gedenkstätte Dachau in Bayern.

Der „Prediger von Buchenwald“ war am 18. Juli 1939 im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald ermordet worden. Mit dem Gottesdienst wird gleichzeitig der Ermordung von Otto Neururer am 30. Mai 1940 in dem KZ gedacht.

Besonders im Blickpunkt steht in diesem Jahr auch das Gedenken an den Kirchenjuristen Martin Gauger, der den Kriegsdienst in der Wehrmacht verweigerte, auf der Flucht gefangen genommen wurde und in Buchenwald inhaftiert war. Am 15. Juli 1941 wurde er in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.

Aus der Haft in Buchenwald schrieb Martin Gauger an seinen Bruder:

„Wenn einmal der Nebel sich zerteilt hat, in dem wir leben, dann wird man sich fragen, warum nur einige, warum nicht alle sich so verhalten haben.“

„Wir alle müssen uns auch heute fragen, wie wir uns verhalten, wie wir anderen Menschen gegenübertreten, wie wir Zeichen setzen gegen den Hass, der unsere Gesellschaft spaltet“, so Pfarrerin Karin Krapp vom Evangelischen Gemeindezentrum „Paul Schneider“ in Weimar.

Mit dem Gottesdienst in Buchenwald sollen auch diese Fragen Raum bekommen und zu Verantwortung in unserer Zeit aufrufen. Dazu sind gerade junge Leute eingeladen, um das Erbe derer zu übernehmen, die nun altersbedingt immer weniger kommen können.

Hintergrund: Paul Robert Schneider (* 29. August 1897 in Pferdsfeld; † 18. Juli 1939 im KZ Buchenwald) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und leistete als Mitglied der Bekennenden Kirche offensiv Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 27. November 1937 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Als er bei einem Appell den Hitlergruß verweigerte, wurde er öffentlich mit Stockschlägen bestraft und in eine Einzelzelle des Arrestgebäudes gesperrt. Trotz schwerster Misshandlungen unterließ er es nicht, aus seinem Gefängnis heraus das Evangelium zu verkünden. So wurde er für seine Mitgefangenen zum „Prediger von Buchenwald“. Am Ostersonntag soll er sich trotz größter Schmerzen an den Gitterstäben hochgezogen und den tausenden Häftlingen auf dem Appellplatz zugerufen haben: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“. Mehr als ein Jahr wurde Paul Schneider in der Zelle gefangengehalten und gequält, bis er am 18. Juli 1939 ermordet wurde. Von 1937 bis zum 11. April 1945 bestand auf dem Ettersberg bei Weimar das KZ Buchenwald, in dem über 250.000 Menschen inhaftiert waren. Mehr als 50.000 Menschen starben durch die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurden von der SS willkürlich ermordet.

Rückfragen:

Pfarrerin Karin Krapp

Tel. 0172 – 972 01 27

Krapp@ek-weimar.de